
Ihre Arbeit verbindet technologische Tiefe mit kultureller Relevanz mit dem Ziel, nicht nur Märkte zu erschließen, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung mitzugestalten. Mit einem Master der LSE zur Rolle von Emotionen in gesellschaftlichen Dynamiken und Erfahrung darin, Marken aufzubauen, Strategien zu entwickeln und Kampagnen umzusetzen, arbeitet Rosa an der Schnittstelle von Technologie, Kommunikation und Kultur.
Euer Unternehmen steht vor ähnlichen Fragen? Ich freue mich über den Austausch. Schreibt mir gern an rosa@defemagency.com.
Episode
31
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Über marken die bleiben
5 Entscheidungen, die deiner Marke Gewicht geben und nicht (nur) Likes
In den letzten drei Artikeln habe ich über Emotionen in der Wissenschaft geschrieben, über ein SpaceTech-Unternehmen, das aus Technologie eine Marke gemacht hat und über die Rolle von Kultur als Fundament von Innovation. Dieses Mal möchte ich euch etwas Praktisches mitgeben. Theorie ist schön, aber wie setzt man das wirklich um?
Eines ist klar: Ein Produkt kann noch so gut sein, wenn es nicht verstanden wird, existiert es nicht. Ohne ein zusammenhängendes Design, klare Sprache, präzise Key Messages und eine stimmige visuelle Identität riskiert man, dass ein Unternehmen übersehen wird. Im schlimmsten Fall verwässert das den Markenwert.
In dieser Folge habe ich einen Mini-Guide zusammengestellt, wie man aus einem starken Produkt eine noch stärkere Marke entwickelt – oder kurz gesagt: wie man aus technischen Elementen eine zusammenhängende Story baut.

Bei Forge DC haben wir in Q3 2025 eine vierwöchige LinkedIn-Kampagne zum einjährigen Firmenjubiläum umgesetzt. Mit Storytelling über Gründung, Team und Expertise in Data Strategy (dt. Datenstrategie). Die Kampagne zeigt, wie sich das Unternehmen in nur einem Jahr von der Idee zu einer etablierten Beratung entwickelt hat – fachlich präzise, aber nahbar.
Bei Abroad ging es um den kompletten Markenaufbau – von der Vision über Logo und Website bis hin zur Marketingstrategie. Die Herausforderung: komplexe Themen wie Stablecoins und On-Chain-Transfers so zu erzählen, dass sie nahbar, verständlich und glaubwürdig wirken. Abroad sollte nicht klingen wie ein weiteres Krypto-Experiment, sondern wie ein Finanzsystem, dem man vertrauen kann.
Zwei unterschiedliche Branchen, ein gemeinsames Muster. Vertrauen bei der Zielgruppe aufzubauen. Ein Wert, der sich nur durch Konsistenz und Haltung erarbeiten lässt.
1. Klär dein Warum, bevor du gestaltest
Bevor wir Design, Logo und Farben angehen, müssen wir über das Why (den Sinn) sprechen. Nicht darüber, was man verkauft, sondern warum es jemanden berühren soll.
Was treibt dieses Unternehmen an? Welche Veränderung will es wirklich in Bewegung setzen – bei den Menschen, nicht nur im Markt?
Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen. Um das große Ganze zu verstehen, ist entscheidend, diese Gedanken in einem Vision Paper festzuhalten – denn Klarheit im Inneren formt Wahrnehmung nach außen. (Simon Sinek, Start With Why, 2009)
Bei Forge DC bestand die Aufgabe darin, die Geschichte einer jungen, datengetriebenen Beratungsfirma zu erzählen: wie sie in nur einem Jahr aus einer Idee ein funktionierendes Modell geschaffen hat. Jede Woche stand unter einem neuen Thema und zeigte, wie nah Forge DC an den realen Herausforderungen ihrer Zielgruppe arbeitet.
Bei Abroad war der Ausgangspunkt ein anderer: Wie lässt sich eine technische Infrastruktur so erzählen, dass sie Vertrauen und Zugehörigkeit erzeugt? Das Why war hier gesellschaftlich – finanzielle Freiheit und Zugang. Die Marke wurde so positioniert, dass sie zugleich Kompetenz und Empathie vermittelt.
2. Kleine Designentscheidungen, große Wirkung
Ein Logo ist nie nur ein Logo. Es ist eine Aussage über Haltung.
Bei Abroad fiel die Wahl auf Grün – eine Farbe, die im Kryptobereich selten vorkommt. Grün steht im Branding für Wachstum, Sicherheit und Balance – alles Werte, die Abroad verkörpern will: Stabilität in einer volatilen Welt. (Farbpsychologie im Branding, 99designs Report, 2024)
Das Logo greift die Form eines QR-Codes auf, als Symbol für Transaktion, Offenheit und Bewegung. Es verbindet Technologie mit Lifestyle-Potenzial.
Studien zeigen, dass visuelle Konsistenz das Markenvertrauen messbar steigert und die Wiedererkennung um bis zu 33 % erhöht (Lucidpress Brand Consistency Report, 2023).

3. Sprache als Signature
Visuelles Branding reicht nicht. Eine Marke wird erst dann spürbar, wenn sie in ihrer Sprache Haltung zeigt.
Dabei sind Key Messages (Kernaussagen) essentiell, um ganze Content-Strukturen zu bauen – sei es eine Kampagne oder eine neue Website. Es geht darum, mit zentralen Aussagen bei der Zielgruppe im Gedächtnis zu bleiben.
Kurz gesagt: Key Messages sind mehr als Überschriften – sie sind das destillierte Why.
Sie übersetzen die Haltung eines Unternehmens in Worte, die beim Kunden etwas bewegen sollen: Vertrauen, Resonanz, ein „das spricht mich an“.
Bei Forge DC bedeutete das, die Sprache einer datengetriebenen Beratung so zu formen, dass sie über Bedeutung statt Zahlen spricht. In der vierwöchigen Jubiläumskampagne ging es nicht nur darum, zu erklären, wie Datenstrategien funktionieren, sondern warum sie relevant sind – weil sie Orientierung schaffen, wo Komplexität herrscht. Jeder Post war so geschrieben, dass sich Entscheider:innen in der Pharmaindustrie verstanden fühlten, nicht belehrt. Der Ton war präzise, aber nicht steril; kompetent, aber nicht distanziert.
Ein Beispiel hierzu findet ihr hier.
Abroad funktioniert auf einer anderen Frequenz. Die Marke spricht über Technologie, aber meint Vertrauen. Ihre Botschaft ist nicht „wie man Stablecoins nutzt“, sondern warum sie Freiheit ermöglichen. Das zieht sich durch jede Zeile – von Website bis Social Copy. Abroad erzählt nicht von Infrastruktur, sondern von Menschen, die plötzlich Zugang zu finanzieller Freiheit haben und nicht abhängig von traditionellen Zahlungssystemen sind.
Am Ende gilt: Der Ton macht die Musik. Und er muss zur Kultur des Unternehmens passen – zu seiner Energie, seinem Selbstverständnis, seiner Zielgruppe. Sprache darf niemals aufgesetzt klingen. Sie muss so organisch sein, dass sie das widerspiegelt, was im Inneren ohnehin schon da ist. Nur dann wird sie glaubwürdig. (Frontify, Tone of Voice Guidelines, 2024)
4. Mach jeden Kontaktpunkt bewusst
Nicht Quantität zählt, sondern Kohärenz.
Forge DC setzte auf eine visuell klare LinkedIn-Kampagne: keine überladenen Visuals, sondern ein stringenter Look, der die Tonlage der Website aufgreift. Der Text sollte bildlich wirken und mit Analogien spielen, um beim Leser ein klares Markenbild zu erzeugen. Jede Woche eine neue Erzählung, die fachliche Tiefe mit emotionalem Understatement verbindet.
Abroad hingegen entwickelte eine Markenwelt, in der Website, Logo, Social Visuals und Farbklima ineinandergreifen. Jeder Touchpoint verstärkte denselben Kern: digitale Bewegung, etwa Reisen, als kulturelle Erfahrung. Google bezeichnet diese Form von visuellem Zusammenhalt als zentralen Faktor für Markenvertrauen (Think with Google, 2025).

5. Hör zu, was dein Markt dir spiegelt
Wirkung zeigt sich nicht im Post, sondern im Echo.
Bei Forge DC war der Impact direkt messbar: mehr Interaktion aus der Pharma-Community und eine starke Engagement-Rate auf LinkedIn.
Abroad wuchs über Partnerschaften, etwa mit Decaf oder Beans, und zeigte, wie Markenführung Vertrauen aufbauen kann, noch bevor ein Produkt breit am Markt ist.
Marken sind Resonanzkörper. Ihre Aufgabe ist nicht, allen zu gefallen, sondern eine Haltung so klar zu zeigen, dass die richtigen Menschen darauf anspringen.
Markenwahrnehmung beeinflusst nachweislich Preisakzeptanz, Loyalität und Weiterempfehlung (ResearchGate: Brand Perception & Consumer Behavior, 2024).
Marken entstehen nicht durch Zufall. Sie entstehen durch Klarheit.
Forge DC und Abroad zeigen, dass Bedeutung nicht laut, sondern präzise entworfen wird – durch Form, Ton und Haltung.
Denn am Ende geht es nicht darum, Design zu machen oder gut auszusehen,
sondern ein resilientes Ökosystem zu schaffen, das Bedeutung und Mission für die relevante Zielgruppe sichtbar macht.

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