Gründen ist kein Sololauf. Und trotzdem glauben viele, sie müssten erst "fertig" oder "groß genug" sein, bevor sie mit anderen kooperieren können. Dabei sind Kooperationen oft genau das, was Wachstum überhaupt erst ermöglicht.
Inspiriert von ihrem juristisch geprägten Umfeld hat sie als Inhaberin von Law & Voice ein speziell auf die Bedürfnisse von Jurist:innen abgestimmtes Stimmcoaching entwickelt, das auch auf der Grundlage des Gesangs basiert. Ihre Arbeit zielt darauf ab, die Stimmen ihrer Coachees zu stärken und die Resilienz zu fördern.
Gründer:innen wissen: Nur wenn sie sich richtig engagieren, wird ihre Idee – ob Produkt oder Dienstleistung – Erfolg haben. Es kommt nicht nur auf die Qualität der Leistung an, sondern auch darauf, dass man sich selbst gut verkaufen, die eigene Kompetenz vermitteln und die persönliche Leidenschaft in Richtung Markt präsentieren kann. Dazu gehört zum Beispiel, sich passend zum Anlass zu kleiden, den Pitch auf die Zielgruppe auszurichten, vielleicht ein gut gewähltes Muster im Verkaufsgespräch dabei zu haben u. v. A. m. Wesentlich ist jedoch die Wirkung des Menschen an sich. Und diese wird zu einem wesentlichen Teil über die Stimme transportiert. Doch die Stimme kann mit verschiedenen Problemen behaftet sein.
Stimmliche Herausforderungen im Gründerleben
Stimmliche Probleme kommen in vielerlei Gestalt daher und müssen nicht zwingend so auffällig sein wie beispielsweise Stottern oder Lispeln. Häufiger bestehen sie in schnellen Ermüdungserscheinungen wie Heiserkeit oder dem berühmt-berüchtigten „Frosch im Hals“, einer unnatürlichen Stimmlage oder einer schlechten Aussprache. Gründer:innen allerdings sind darauf angewiesen, dass ihre Stimme auch bei Telefonaten am späten Abend, schon vor dem ersten Kaffee am Morgen oder bei einer leichten Erkältung gut klingt. Sie kennen in den heißen Phasen ihrer Firmengründung weder Feierabend noch Feiertag – und das gilt auch für ihre Stimme.
Dazu ein Beispiel: Ist für den späten Nachmittag ein Treffen mit Investierenden oder potenziellen Kund:innen angesetzt, haben Gründer:innen schon einen langen Arbeitstag hinter sich. Sie haben viel telefoniert, sich bezüglich des Treffens abgesprochen, Mitarbeitende eingestellt oder Gespräche mit ihnen geführt. Nun müssen sie nach acht Stunden aktiven Arbeitslebens noch einen überzeugenden Pitch liefern. Keine leichte Aufgabe – weder mental noch stimmlich. Denn vom langen Arbeitstag ist auch die Stimme in Mitleidenschaft gezogen. Die Folgen stimmlicher Ermüdungserscheinungen sind: häufiges Räuspern, ein rauer Stimmklang und ein kraftloser Ton. Aber wie wirkt das auf die Menschen, vor denen gepitcht wird?
Der psychorespiratorische Effekt
Mögen Menschen den Klang einer Stimme, finden sie die dazugehörige Person sympathisch. Weil Menschen soziale Wesen sind, nehmen sie zusätzlich die Befindlichkeit einer Sprecherin oder eines Sprechers auf und imitieren sie. Das nennt man den psychorespiratorischen Effekt. Wenn nun jemand vor uns steht, und sich ständig räuspert, haben auch wir bald das Gefühl, uns räuspern zu müssen. Ist jemand augenscheinlich nervös, atmet schnell und unkontrolliert, spricht zu hastig oder ist heiser, wird sich das auf Zuhörende übertragen – auch im Pitch. Sobald stimmliche Probleme auftreten, sinkt die Sympathie und ebenso das Vertrauen in die Person. Ein anschauliches Beispiel dafür und klare Worte dazu gab es von Investment-Promi und gelernter Opernsängerin Judith Williams in einer der letzten Folgen der „Höhle der Löwen“. Sie wies einen Gründer mit einer aufgeregten Sprechweise zurecht: Sein Auftritt lenke vom Produkt ab. Ein solches Feedback oder das Auslösen einer solchen Reaktion kann nicht Ziel von Gründer:innen sein.
Arbeit an der Stimme
Wer an seiner Stimme arbeiten möchte, muss mit dem Erlernen der richtigen Atmung beginnen. Sie hat nicht nur einen wesentlichen Einfluss auf den Klang der Stimme, sondern auch auf die Ruhe, die man als Redner:in ausstrahlt. Die meisten Menschen haben sich eine flache Atmung angewöhnt, die nicht über den Brustkorb hinausgeht. Doch daraus resultiert leider auch ein eher flacher, wenig kraftvoller oder aussagekräftiger Stimmklang. Sinn- und wirkungsvoller ist es, beim Einatmen die Luft tief in den Körper, in den Bauchraum und die Flanken hineinströmen zu lassen. Die Schultern dürfen beim Atmen nicht hochgezogen werden. Das sorgt für einen stabilen Stand, innere Ruhe und verlangsamt den Puls, und die Kraft für die Stimme kann aus dem gesamten Körper gewonnen werden. Sie muss nicht mehr aus dem Rachenraum kommen, der durch den Aufbau von Druck dann schnell ermüdet. Mit einer tiefen Atmung ist also schon viel gewonnen –allerdings braucht es Übung und Routine, um alte Gewohnheiten zu überschreiben.
Klangvoll sprechen durch Stimmbildung
Wer mehr tun möchte, als sich auf die Atmung zu konzentrieren, kann mit gezielten Gesangsübungen die Stimme stärken, die Aussprache und die Artikulation verbessern, denn durch das Singen erhält man einen unmittelbaren Zugang zu stimmlichen Mechanismen. Hier geht es nicht um die Entwicklung einer besonders schönen Singstimme, sondern darum, Mittel und Wege kennenzulernen, die Sprechstimme sympathischer und durchsetzungsstärker zu machen und sie zu kräftigen. Ein zentrales Ziel der Stimmbildung ist es, die Indifferenzlage der eigenen Stimme herauszuarbeiten. Dabei handelt es sich um den natürlichen Stimmklang, der nicht von kulturellen Verformungen und Praktiken überlagert wird. In dieser Stimmlage, die für jede:n individuell ist und damit einen hohen Wiedererkennungswert hat – Stichwort: Personal Branding für Gründer:innen –, sprechen wir am natürlichsten, am ausdauerndsten und am kraftvollsten. Stimmbildung lohnt sich also für jeden Pitch, für jeden Auftritt und für jedes Telefongespräch!
Ein starkes Produkt mit einer starken Stimme präsentieren
Als Gründer:in sollte kein Aspekt der Unternehmensgründung dem Zufall überlassen werden. Produkte und Dienstleistungen werden von A bis Z geplant, durchdacht, berechnet. Für den eigenen Traum ist das Beste gerade gut genug. Deshalb wird jede Gründer:in gut beraten sein, den Auftritt vor möglichen Partner:innen, Investierenden, Händler:innen oder der Kundschaft perfekt zu planen. Mit der Arbeit an der Stimme sind auch weitere gewinnbringende Assets verbunden: Mit dem Bewusstsein, stimmlich gut aufgestellt zu sein, gehen die nötige Ruhe beim Auftritt und ein gesteigertes Selbstbewusstsein einher. Anstatt sich Gedanken über den „Frosch im Hals“ machen zu müssen, kannst Du mental bei deinem Produkt und den Menschen bleiben, die du überzeugen möchten.